Der antwortende Raum

Töne die den Himmel öffnen

… der Mensch tendiert dazu, in allem ihm Begegnendem Bekanntes zu suchen. So darf nicht verwundern, dass beim «Objet rotatoire» die Hörer in den verfremdeten Pianoklängen aus 8 Lautsprechern Wassergurgeln oder Zusammenstürzendes zu finden glaubten. Sehr exakt, sehr trocken folgten dazu Klöckner-Marseglias Pianoklänge der Partitur …

… Madeleine Przybyl brachte drei Sätze aus Paul Hindemiths Sonate op 25/1 für Bratsche allein. Wer diese 14-jährige Instrumentalistin (sie spielt auch hervorragend Klavier!) zum ersten oder zum wiedeholten Mal hört, kann nur staunen über ihre gelassene Virtuosität, ihre sichere Beherrschung des Griffbretts und vor allem des ganzen Bogens vom Frosch bis zur letzten Spitze. Für die schmachtenden Klänge mit in die Melodie integrierten Doppelgriffen dankten die Zuhörer mit langem Applaus …

… Athmosphärisch durchaus verwandt den Renaissance-Wendungen wirkten Fuldas «Vocalisen» in vier Kirchentonarten, mit denen Klöckner-Marseglia von der Empore herab begeisterte. Ergänzt wurde ihr Vortrag von elektronischen Klängen, teils auch von ihrer eigenen konservierten Stimme …

… «Gebet» für Solostimme des 1960 geborenen Amerikaners Sidney Corbett, der sehr stimmig die eigenartigen Worte aus dem 6. Jahrhundert vertont hat. Dabei mutet er der Solistin eine Wanderung durch mehr als drei Oktaven zu! Katharina Bock gelang dieser Spagat wahrhaft bezaubernd …

(Südkurier)


Ein besonderes Highlight für Freunde der Musik des 20. Jahrhunderts

… am Anfang steht das Magnificat a tre voci von Antoine Brumel aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert: "Meine Seele preist den Herrn". Wie von weit her klingen die Stimmen der Sängerinnen Manuela Klöckner-Marseglia, Katharina Bock und Astrid Kessler, ein unwirklicher, strömender Gesang aus dem Altarraum, harmonisch, meditativ, kraftvoll – man glaubt sich in eine altehrwürdige Kathedrale versetzt … Objet rotatoire pour piano et CD von Alan Fabian: Fabian greift die Klangwelt des Klaviers, von Klöckner-Marseglia gespielt, elektronisch auf … die Töne des Klaviers setzen sich in den Lautsprechern fort, zerfallen in hüpfende, klirrende, klingende Scherben, bald meint man Fahrzeuge zu hören, bald Meeresbrandung, bald einzelne Xylophontöne, ein Zischen, Zirpen und Nagen und wieder die Brandung – anschwellend und sanft abebbend …

… energisch und ausdrucksvoll packt sie die Schroffheiten von Paul Hindemiths Sonate, lyrisch läßt sie die Bratschenmelodie ausschwingen …

… von der Orgelempore erklingt wunderbar tragend Manuela Klöckner-Marseglias Stimme ohne Worte. Sie gibt Stimmungen vor, um die Wolfgang Fulda in seinen «4 Vocalisen» ein feines Klangnetz spinnt. Wie kleine Nadelspitzen zirpt und zupft es aus dem Kirchenraum, hüllt die Stimme ein, die bald fordernder und irdischer, bald unwirklicher, himmlischer klingt, die sich bisweilen verdoppelt, voraneilt oder nachhallt und ganz leise verklingt …

… John Cage «One» für Klavier simultan zu «Cybernetics II» von Wolfgang Fulda: Ton für Ton fällt vom Klavier in den Raum, suggestiv mischen sich die Sätze von John Cage hinein, Aussagen zur Erzeugung von Tönen, verachtfacht im Raum, nach dem Zufallsprinzip erzeugt. Manchmal verebbt die Stimme, kommt als Grollen aus der Ferne, kommt wieder näher – soll man sich tragen lassen, sich hineinbegeben in die Stimme?

… mit dem ungemein dynamischen «Gebet» für Solostimme von Sidney Corbett, expressiv gesungen von Katharina Bock, klingt das ungewöhnliche Kirchenkonzert aus …

(Schwäbische Zeitung)